Baltic Sea Kayak Expedition – Stationen der Reise

44. Tag – 14.08.2023 Skönstavik – Svenö

Im Karlskrona Archipelago.

Nice, der Tag begann mit sun und Coffee ☀️. Die ersten Paddelkilometer waren für die Langstreckenpaddler ungewohnt urban und für unseren Gruppenzuwachs ein guter Einstieg in die Schärenwelt.
Das Eski-Reservepaddel auf Andreas Deck lächelte Kolbsche auffordernd an. Dieser nahm die Aufforderung an und testete den “Zahnstocher”. Nach etwas längerer Gewöhnungszeit fand Kolbsche das Eski- Paddel sehr angenehm und komfortabel zu paddeln. Diese positive Erfahrung überraschte ihn sehr, da er jahrelang keines haben wollte. Nun überzeugte ihn der flachere Bewegungsablauf, durch welchen die Verspannung in der Schulter verschwand und er etwas schneller wurde.
Unsere erste Pause -welche ursprünglich nur eine kurze Pinkelpause werden sollte- machten wir an einer alten Radarstation. Die Betreiber des Hafens waren gerade dabei die Saison zu beenden. Die Brüder kochten uns Kaffee und zeigten uns den Eingang zu einem unterirdischen Gewölbe. Wir wanderten über den Fels entlang alter Flakstellungen und dem alten Radarstandort.
Auf der Weiterfahrt sahen wir einen im Wasser hüpfenden Kormoran und stellten fest, dass dieser nicht wegfliegen konnte, weil er sich in einem Fischernetz vertüddelt hatte. Nachdem Andreas ihn aus dem Wasser gezogen hatte, biss dieser ihn in beide Hände. Martin eilte zur Unterstützung und packte ihn an der Gurgel und den Vogel am Hals. Der Vogel wurde aus dem nigelnagelneuen Netz herausgeschnitten und flüchtete ins Wasser.
Wir fanden auf “ARK 56” einen Lagerfeuerplatz, den wir ansteuerten. Dort fanden wir eine Schafherde, die nachdem sie an Andreas Boot geleckt hatten wenig Interesse an uns zeigten. Nach dem Essen entzündete Martin ein Lagerfeuer und der Duft von Wacholderholz verbreitete sich in der Luft.

45. Tag – 15.08.2023 Svenö – Klakebäk

Umrundung der Südspitze des “Thohamn Udde Naturreservats”. Manche Abkürzung funktioniert leider nicht.

Ab jetzt geht es nur noch nach oben. Ab jetzt geht es nur noch nach Norden. Ein weiteres Mal, denn der Südlichste Punkt Schwedens hatte schonmal das gleiche Gefühl ausgelöst. Wir paddelten aus dem Blekinge archipelago heraus und umrundeten DIE Ecke. Mit der Umrundung der Ecke war die Vielzahl der Inseln und Schären weg. Nach kurzer Rast an einem Segelhafen paddelten wir entlang der Küste weiter gen Norden. Die neue Landschaft war anders als das bisher erlebte, denn obwohl es kaum Insel(che)n gab, war die Küste mit vielen Buchten und Landzungen versehen und ein ausgeprägter Flachwasserbereich vorgelagert. Neben uns fühlten sich hier auch Seeadler wohl. Wir sahen erst zwei Jungvögel auf einem Stein stehen und auf der Weiterfahrt weitere 4 bis 5 Vögel. Von diesem Anblick gebannt bemerkten wir die Seehunde erst, als es um uns herum plätscherte. Mehrere Seehunde hatten Interesse an uns entwickelt und schwammen hinter uns her. Nachdem wir an der ersten Gruppe vorbei waren, kam eine Weitere auf uns zu und umtänzelte uns für eine Weile. Manche der Seehunde drehten sich auf ihrem Stein um, um uns besser beobachten zu können 🦭
Nach etwa 23 km fanden wir eine Koppel, auf der üppig Platz für unsere fünf kleinen Zelte war. Der Abend wurde mit einem Gemisch aus Seehundgeheul und Kuhgebrüll eingeläutet.

46. Tag – 16.08.2023 Klakebäk – Grisbäck

Regenschauer beim Frühstück.

Grunzende Seehunde, schlabbernde Schwäne, bölkende Rinder, sirrende Mücken, zirpende Grashüpfer, quakende Menschen und viele weitere Naturgeräusche informierten uns über unsere Umgebung und die Natur. Unsere ersten 2 Paddelstunden wurden wir erneut von vielen verschiedenen Robben und Seehunden begleitet. Einige schwammen hinter uns, wie die Delfine vor den Segelbooten.
Nach etwa 10 Kilometern erreichten wir eine Garnisonstadt aus dem 1700 Jahrhundert an der historischen Grenze zwischen Dänemark und Schweden. In Kristianopel genossen wir das sehr nette Schweden Ambiente und futterten Fisch & Chips mit Erbsen. Beim Verlassen der Inselwelt entdeckten wir ein Gestell und waren anfangs nicht sicher, ob es ein Lastenkran ist. Es entpuppte sich als historisches Leuchtfeuer, quasi ein Leuchtturm aus dem 1700 Jahrhundert.
Wie das letzte Stück am Vortag war die Landschaft von der Rinderhaltung geprägt.
Wir kamen durch eine kleinräumige und kleinteilige Inselwelt, welche uns durch ihre besondere Landschaft beeindruckte. Die mit Gräsern bewachsenen Inseln waren von den Rindern rasenartig kurzgefressen und gingen flach ins Wasser über. Aufgrund weniger Bäume wirkte die Landschaft lieblich und karg zugleich.
Wir steuerten einen eingetragenen Shelterplatz an und könnten auf einer schöne Wiese unsere Zelte aufbauen. Die fünf Zelte riefen bei den Anwohnenden Erstaunen hervor.
Nach einem wunderbaren Sommertag saßen wir am Abend bei Kerzenlicht zusammen. Beim Zähneputzen konnten wir Sterne beobachten. Gute Nacht ⭐

47. Tag – 17.08.2023 Grisbäck – Eneskär

Unsere Reisegruppe am Robbenschutzgebiet von “Värnanäs Skärgård”.

Die eiskalte Nacht ging in einen warmen und sonnigen Morgen über. Nach langer, langer Zeit erlebten wir endlich wieder einen vollkommenen Sommertag. Dieser zeichnete sich durch Windstille und gute Stimmung aus.
Wir paddelten weiter Richtung Norden. Thomas spaltete sich zu einer Erkundungsfahrt Richtung Hafen von Bergkvara ab. Auch Andreas erkundete die Leuchtturminsel Garpens fyr auf einer kleinen Spritztour.
Während unserer Mittagspause kam eine lockige Herde Gotlandschafe neugierig auf uns zu. Wir blieben standfest und teilten unsere Stulle nicht mit ihnen.
Am Vortag hatten wir auf der Seekarte ein abgetonntes Naturschutzgebiet ausgemacht, welches wir nun passierten. Die Hoffnung einfach grade durchfahren zu können, wurde am Infoschild zunichte gemacht: Durchfahrt verboten von 1.4 bis 15.9. Na toll. Wir umfuhren also das Sperrgebiet aus lauter Freude an der Natur und als Naturfreunde. Die am weitesten entfernte Schutzzonentonne lag 3,5 km vor der Küste.
Wir beendeten einen sehr schönen Paddeltag auf der Insel Eneskär und bauten unsere Zelte auf. Ein Boot kam sehr nah an der Insel vorbeigesegelt und machte nach einem Kontrollblick direkt kehrt. Auf der Insel fanden wir sehr große Federn – eventuell Adlerfedern. Wir ließen den Abend gemütlich ausklingen, tranken einen Schluck Wein und genossen den Blick auf den intensiv gefärbten Himmel. Zu später Stunde gesellte sich noch ein Schwarm Dolen oder ähnliches zu uns.

48. Tag – 18.08.2023 Eneskär

Zelten im Wald der Eneskär.

Der Morgen begann ganz ruhig mit ausschlafen. Es gab kein Abfahrtstermin, denn nach 8 bzw 5 Paddeltagen gab es nun einen Pausentag. Zwei rastlose Seelen nutzten auch diesen Tag zum paddeln. Martin und Thomas machten einen Exkurs Richtung Slätaboden Gårdsbutik & Café, einem Hofladen mit schönem Ambiente, leckeren Lebensmittel und hervorragender (Elch-) Wurst.
Währenddessen tüftelten die Daheimgebliebenen an allerlei Kram, der auf neue Bedürfnisse angepasst und / oder repariert werden musste. Mit dabei waren: Steuerskeg, Spritzdecke, Lichterkette, Jacke, Rückengurt und Schuhe.
Zudem entspannten wir uns mit kleinen Schnitzereien, in der Hängematte und mit Bushcrafts, also beim Feuer machen. In der Nacht träumten wir noch von der riesigen etwa 7 cm großen Heuschrecke, welche Thomas im Nacken liebkoste.

49. Tag – 19.08.2023 Eneskär – Kalmar

Es geht weiter Richtng Kalmar. Ordentlich Wind und Welle von vorn.

Das Wetter hatte uns bereits in den Zelten an der Nase herumgeführt, als es uns vorgaukelte zu regnen. Tatsächlich kondensierte der Nebel an den Bäumen und tropfte herunter. Merkwürdiges Wetterchen.
Zur Abfahrt wünschen wir uns gegenseitig, dass niemand Ameisen in der Hose habe. Danach trennten sich unsere Wege: Thomas und Martin sprinteten Richtung Kalmar Industriehafen. Sie hofften im Segelbedarfsladen Ersatzteile für Martins Steueranlage zu erhalten und im Outdoor-Laden einen Groundsheet für die Campingstühle von Andreas und Charlotte. Leider wurden sie nicht fündig.
Eine halbe Stunde später starteten die drei Anderen ebenfalls Richtung Kalmar. Direkt zur Abfahrt war mehr Wind als angesagt spürbar und als wir aus dem Stichkanal herauskamen, kamen wir kaum noch voran. Mit 3 KM/H kämpften wir uns konstant Richtung Norden und machten zwei kurze Dümpelpausen in kleinen Häfen – einer davon sehr idyllisch. Während der Mittagspause klarte der Himmel auf und der Wind ließ etwas nach. Die Weiterfahrt wurde angenehmer. Nach und nach nahm die Anzahl der Inseln zu und wir konnten immer wieder im Windschatten der Inseln verschnaufen. Wir passierten ein Seehundschutzgebiet, in dem wir keinen einzigen Seehund sahen. Wir fragten uns, ob die Seehunde im Sommer geschützt und in Winter abgeschossen werden. An Land standen viele Bretterverschläge mit Schießcharten.
Am Nachmittag trafen wir uns an dem vereinbarten Campingplatz und wurden von den Sprintpaddlern empfangen. Diese waren bereits vor 1,5h angekommen und hatten sich schon über die Waschmaschinensituation informiert, denn nach einer Woche paddeln, hatte sich einiges an Wäsche angesammelt, die gewaschen werden wollte.

50. Tag – 20.08.2023 Kalmar – Ryssby Röschär

Am Klalmar Slott.

“Guten Morgen” trommelte es rhythmisch auf die Zelte. Wir starteten den Tag zum zweiten Mal in Folge mit inkontinentem Nebel. Die Nebel von Avalon – ach Quatsch – der Nebel von Kalmar begleitete uns den Tag. Es war diesig und alles Grau in Grau. Die hohen Pfosten der Ölandsbron verschwanden im Dunst und das etwa 6 km entfernte Öland war nicht zu sehen. Die Kanäle von Kalmar führten uns direkt durch die Innenstadt sowie entlang vom Schloss, dem Knast, dem Wasserturm und vielen Brücken. 

Der Kaffeedurst am Nachmittag ließ uns eine Pause an einem Shelterplatz machen. Martin kochte uns eine große Kanne Kaffe auf der offenen Flamme. 

Die Weiterfahrt hielt noch eine Herausforderung für uns bereit: einen sehr schmalen und historischen Stichkanal zu finden. Die gute Navigation führte uns direkt drauf zu, sodass wir wider Erwarten nicht suchen brauchten. Durch die historische Kanalbrücke paddelten wir in eine tolle Abendstimmung. Die erste Übernachtungsmöglichkeit auf einer Badestelle ließen wir rechts liegen und fanden kurz darauf eine traumhafte einsame Insel. Ein Wacholder- und Schlehengebüsch umrahmte eine sanfte Anhöhe. Im Wind- und Blickschutz eröffnete sich eine flache Fläche mit niedrigem Bewuchs, die selbst für eine große Gruppe geeignet wäre. Von unserer Zeltwiesenlichtung ließ es sich gut in die umliegende Inselwelt schauen. Wir hatten bereits am morgen gedacht: “Nach 50 Tagen die erste Mückenplage”. Die Mücken am Abend übertrafen von ihrer Anzahl die Mücken vom morgen. Na Prima.

Zu den nächsten Wochen 👇

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