Baltic Sea Kayak Expedition – Stationen der Reise

22. Tag – 23.07.2023 Bogeskov – Køge

Im Dauerregen – gute Ausrüstung ist alles.

Feine Schwaden moddrig-jauchigen Seetanggeruchs begrüßten uns am Morgen, als wie die letzten Stunden Sonnenschein für unser Frühstück nutzten. Prognose: Regen satt.
Kurz nachdem wir in den Booten saßen begann ab etwa 11:00 Uhr der Regen. Endlich kein Wind mehr.
Wir paddelten eine Weile entlang der natürlichen Küste und sahen dann die ersten Ausläufer Køges, als in Strøby Egede die Küstenlinie plötzlich mit Uferbefestigungen, Wohnhäusern, privaten Badestegen und Bootsanlegern verbaut war.
Wir steuerten den KKK (Køge Kano og Kajak Klub) an und erwarteten ein ähnlich idyllisches Vereinsgelände wie in Klausdorf. Von weitem erblickten wir bereits eine Großbaustelle. Vor Ort stellten wir fest, dass sich der KKK direkt in der Baustelle befindet und aktuell keine Zeltwiese hat. Wir überlegten unsere Matten für eine Nacht im Aufenthaltsraum auszubreiten, aber entschieden uns dann den nahe gelegenen Campingplatz anzusteuern. Allerdings war dies mit viel Fußmarsch verbunden. Nun kam der Bootswagen ein weiteres Mal zum Einsatz. Glücklicher Weise hatten wir uns vor Fahrtbeginn kurzfristig dafür entschieden zumindest einen Bootswagen mitzunehmen.
Aufwärmen und essen waren dann die oberste Priorität und wir suchten ein nahegelegenes Café auf. Wir fanden einen blumigen und pinken Ort vor, der sehr anders als die sonstigen skandinavischen Cafés war und uns dennoch bezauberte.
Grade richtig zur Bettruhe endete der Dauerregen um 22:00 Uhr. Er hatte uns den Tag über ohne Pause begleitet.

23. Tag – 24.07.2023 Køge

Nach 5 Tagen paddeln benötigten wir nun einen Pausentag. Da der morgen relativ kühl war, frühstückten wir im Aufenthaltsraum, welcher uns stark an den Klubraum unseres Kanu – Heimatvereins erinnerte.
Den Tag über verbrachten wir in Køge und waren von dem Kontrast zwischen neuen großflächigen Wohnquartieren (zum Teil noch im Bau) und der netten Altstadt überrascht.

Während wir an unseren Zelten saßen, hörten wir ein lautes knacken und dachten zuerst an einen Steinschlag an einem Auto. Später stellten wir leider fest, dass an Thomas Zelt eine Stange doppelt gebrochen war. Während Kolbsche und Charlotte nach Reparaturhülsen suchten, zauberte Thomas eine ganze neue Ersatzstange hervor und überraschte die anderen damit.

24. Tag – 25.07.2023 Køge – Brøndby

Die Großbaustelle von Køge. Der Kanuklub mittendrin.

Gut erholt begann der Tag direkt mit einer Kraftanstrengung: die Boote etwa 500m zurück zum Strand bekommen. Obwohl wir den Bootswagen nutzten, musste ordentlich an den Seilen gezogen werden. Das frühe Aufstehen lohnte sich und wir waren trotz Mehraufwand etwa eine Stunde vor unserer normalen Zeit auf dem Wasser. Die ersten etwa 3 km fuhren wir an einer Steinmole entlang. Danach wechselte die Landschaft und wir paddelten entlang eines traumhaften Sandstrandes mit azurblauem Wasser. Die Küste war frei von Seetang und lud zum Baden ein.
Nach und nach drehte der Wind, sodass die Dünung und die Windwellen aus verschiedenen Richtungen kamen. Auf den letzten Metern wurden die Wellen zusätzlich an der Hafeneinfassung reflektiert und es baute sich eine kabbelige See auf. Dennoch schafften wir es bis zum Brøndby Kajakklub, auf dessen Gelände wir eine gaaanz lange Pause machten. Die Bürokratie wäre zu aufwendig gewesen hier eine Zelt-Erlaubnis zu erlangen. Während wir am Abend kochten kamen wir mit mehreren Vereinsmitgliedern in Kontakt, die uns mit sehr großer Gastfreundschaft empfingen. Vielen Dank!

25. Tag – 26.07.2023 Brøndby – Copenhagen Camping

Malmö in sicht. Aber erstmal haben wir noch ein paar Tage in Kopenhagen.

Wir beendeten unsere sehr lange Pause 🏕️ und starteten eine eher kurze Tagesetappe. 17 km bis kurz vor DIE Brücke, die uns nach Schweden leiten soll. 2/3 der Strecke hatten wir aus unserer Sitzperspektive mannshohe Wellen – anfangs wieder als kabbelige Kreuzsee.
Leider fanden wir keine Stelle, die für eine längere Pause geeignet gewesen wären. Da uns jedoch menschliche Bedürfnisse zwickten, denen am besten an Land nachgegangen wird, wurden zwei Ausstiege gewagt. Einer davon als akrobatischer Ausstieg bei bewegter See an einer Badeleiter. Im Nachhinein fanden wir heraus, dass kurz dahinter ein windgeschützter Sandstrand gewesen wäre… Nunja, die neuen Kratzer erzählen nun von dieser Geschichte.
Die letzten Kilometer wurden wir von einem kräftigen Rückenwind bis zum Copenhagen Camping gepustet, welcher zwischen Bootssteg und Airport liegt. Den Nachmittag über begleitete uns das Geräusch der im minutentakt startenden Flugzeuge, die am Himmel wie an einer Perlenschnur aufgefädelt in die weite Welt davonfliegen.
Durch unsere frühe Ankunft konnten wir noch eine kleine Bootsreperatur vornehmen. Die Skegseileinführung in den Skegkasten von Charlottes Boot musste neu abgedichtet werden – viele Paddler kennen dieses Problem.

26. Tag – 27.07.2023 Copenhagen Camping

Unseren 8. Pausentag verbrachten wir getrennt. Thomas wanderte in den nahegelegenen Ort Dragør, dessen Altstadt ihm sehr gut gefiel.
Kolbsche und Charlotte fuhren mit dem Bus nach Kopenhagen und machten von dort eine Radtour abseits der Sehenswürdigkeiten.

27. Tag – 28.07.2023 Copenhagen Camping – Falsterbo

Start zur Querung des Öresund. Erst in Richtung Brücke und dann von Pfeiler zu Pfeiler.

Der sonnige Sommertag, an dem wir aufwachen, kündigte einen guten Paddeltag an. Warme Temperaturen und so gut wie kein Wind. In der Nacht war es allerdings noch so kalt, dass trotz Daunenschlafsack die lange Unterwäsche rausgesucht werden musste. Nach unserem Pausentage starteten wir nun voller Energie die nächste Etappe. Nächstes Ziel Schweden. Endlich. Goodby Dänemark.
Am Steg trafen wir auf sehr sympathische Dänen, die sich sehr interessiert unsere Boote anguckten. Wir kamen ins Gespräch und Kolbsche erzählte zum ersten Mal die ganze Geschichte. Jetzt soweit wie möglich Richtung Stockholm paddeln, bevor Parkinson den Traum unmöglich werden lässt.
Den kleinen Belt und den großen Belt hatten wir schon im Sack. Der Øresund stand nun an. Wir paddelten vom Zeltplatz ost-nord-ost zum rechten Inselrand von Pepperholm, weiter zum ersten großen Pylon, nun entlang der Brückenpfosten um dann rechts neben der Brücke kurz anzulanden. Unsere ersten Schritte auf schwedischem Land und unsere zweite überpaddelte Landesgrenze. Geplant war im Segelhafen die Nacht zu verbringen. Als wir nach 22km dort ankamen war unsere Paddelllust noch so groß, dass wir die nächste 15km Distanz in Angriff nehmen wollten. Weiter ging es bis nach Falsterbo. Die Strecke zog sich ziemlich in die Länge und mach 38km erreichten wir endlich einen Platz, an dem wir die Zelte aufbauen konnten. Von dem Partystrand am anderen Kanalufer wurden wir mit ABBA als Gutenachtmusik zwangsbeglückt.

28. Tag – 29.07.2023 Falsterbo – Gislövs

Unseren letzter Tag der vierten Woche starteten wir ganz entspannt und waren um 10:30 Uhr auf dem Wasser. Unsere Vermutung vom Vorabend, dass die Schweden gerne feiern, wurde auf der Weiterfahrt bestätigt. Wir sahen immer wieder Partyzelte oder hörten Partymusik.
In Trelleborg paddelten wir entlang des großen Fährhafens, den wir während der Planungsphase kurzzeitig als Startpunkt vorgesehen hatten. Die im Hafen liegenden Fähren von Stenaline erinnerten uns an unser Heimatgewässer, die Kieler Förde. Wir waren froh, dass wir unsere Tour in Kiel gestartet hatten und uns nun schon die etwa 430 km bis hierin erpaddelt haben.
Bei unserer Landpause am Trelleborg Båtsällskap sahen wir alle deutschen Klischees erfüllt. Alle außer uns hatten ein Bier auf dem Tisch stehen. Ups, irgendwas ist hier verkehrt herum?! Wir hätten gut ein Bier vertragen können um uns von dem vergangenen langen Paddeltag zu erholen. Kolbsche hatte in den vergangenen 4 Wochen einen guten Überblick über die Auswirkungen seines Parkinson auf seine Paddeltechnik bekommen. Da der betroffene Arm im normalen Flow nur kleine Bewegungen macht, muss der übliche größere Bewegungsablauf für einen Paddelschlag bewusst angesteuert werden. Hand bis etwa Schulterhöhe heben und nach vorne drücken, dann nach hinten unten ziehen. Der rechte Arm paddelt also nur mit halber Kraft voraus. Im Durchschnitt haben wir eine Geschwindigkeit von 5 km/h. Für die Paddel-Unerfahrenen: Als zügige Normalgeschwindigkeit werden 7 km/h angenommen.
Trotz dieser und weiterer Einschränkungen erreichten wir einen sehr schönen Campingplatz. Obwohl noch sehr viel grüne Wiese zu sehen war, gab es keine freien Plätze für uns. Wir hätten einen Zeltplatz und zwei Shelterplätze bekommen können. Als wir nach einer Ortsbegehung den Zeltplatz annehmen wollten, war dieser schon anderweitig vergeben. Wir kamen mit einer kämpferischen Salzburgerin ins Gespräch, die dies so nicht stehen lassen konnte. Am Abend konnten wir unsere Zelte auf einem Rasen – Volleyballplatz aufbauen. Natürlich wieder mit Partyambiente.

29. Tag – 30.07.2023 Gislövs – Abbekas

Am zweitsüdlichsten Punkt Schwedens

Wir verließen unseren schönen Zeltplatz auf der Volleyballwiese und steuerten den südlichsten Punkt Schwedens an. Vor einem kleinen Felsen machten wir ein stolzes Foto und stellten dann fest, dass dies nur die zweitsüdlichste Landspitze war. Wir erreichten den Hafen von Smygehuk und zelebrierten den geografischen Wendepunkt mit einem Kaffee.
Oft dachten wir an die Geschichte von Nils Holgersson, welcher wie wir von der Südspitze Schwedens in den Norden reiste und viele Abenteuer erlebte. Unser Abenteuer an diesem Tag waren die hohen Wellen, welche mit erstaunlich wenig Wind (3bft) daher kamen. Scheinbar war offshore mehr Wind (5bft) und wir erlebten nur noch die Wellenausläufer. Diese waren zwar hoch, aber langgezogenen und somit zahm. Alle drei hatten viel Spaß auf dieser Etappe. An Land entdeckten wir eine Baumgruppe, die vom Winde verweht und in Gedanken ans Meer wie ein Fisch für uns aussah.
Kolbsche hatte sich vor etwa 2 Jahren ein neues Boot gekauft und mit diesem bisher wenig Erfahrung in anspruchsvollen Situationen gesammelt. Das Boot gilt aufgrund der Länge und des Rundspantes als eher schnelles Seekajak. Nun nach 4 Wochen konnte er die Eigenschaften des Bootes gut einschätzen. Bekannterweise schließen sich Schnelligkeit und Sicherheit oftmals gegenseitig aus. Dieses etwas kibbeligere Boot wird für Kolbsche durch das Parkinson noch wackeliger, da die intuitiven Ausgleichsbewegungen scheinbar einen Tick später kommen. Bedingungen, die früher mit Leichtigkeit durchpaddelt wurden erfordern nun mehr Konzentration.
Wir erreichten den Hafen von Abbekås und schlugen unsere drei kleinen Zelte auf. Aufgrund der Nähe zu den Trelleborg- Deutschland-Fähren erhaschen wir hier sowie am Morgen regelmäßig deutschsprachige Gesprächsfetzen. Wir kamen mit einem Schweden ins Gespräch, welcher großes Interesse an unserer Tour hatte, da er selber auch paddelt. Dieser kam mit dem Motorboot aus Stockholm und wollte über Travemünde und die Kanäle bis nach Rotterdam und dann im nächsten Jahr weiter bis nach Paris. Eine ähnlich ambitionierte Tour wie unsere.

Zu den nächsten Wochen 👇

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