Baltic Sea Kayak Expedition – Stationen der Reise

8. Tag – 09.07.2023 Drejø – Svendborg

Der Tag begann mit einer spannenden Geschichte beim Frühstück: Anne und Charlotte hatten bei ihrer Abendwanderung einen “Camping-Flieger” getroffen, welcher alle paar Wochen von Lüneburg nach Drejø fliegt und dort eine Nacht zeltet um am nächsten Morgen zurück in die Heimat zu fliegen. Lüneburg ist etwa doppelt so weit entfernt wie Kiel und dennoch benötigte der Flieger nur ein Bruchteil unserer Zeit: in einer Stunde ist er hin und in einer weiteren Stunde wieder zurück geflogen. Wir hatten auf der Reise allerdings schon mehrfach festgestellt, dass es nicht um Geschwindigkeit geht.

Als es dann endlich wieder aufs Wasser ging fanden wir “optimale Wellen” (Zitat Anne) vor. Eine mit 3bft leicht bewegte Wasseroberfläche, die sich ohne größere Überraschungen paddeln ließ.
Unser Kurs zielte auf die Fahrrinne zu, um uns dort am Tonnenstrich langzuschlängeln. Uns nahmen die roten Tonnen mit Klobürsten auf der einen Seite und die grünen Tonnen mit Weihnachtsbäumen auf der anderen Seite in Empfang. Unser erster Tonnenstrich auf dieser Fahrt.
Während für Deutschland eine Hitzewarnung ausgegeben wurde (NDR warnte “am Wochenende wird es heiß, nach Möglichkeit wenig bewegen”) waren bei uns nur 28°C. Dies war allerdings warm genug um die guten Manieren über Board zu werfen und im Baumschatten eines Privatgrundstücks Pause zumachen. Weiter ging die Fahrt und wir passierten unsere erste Brücke. Die kurze Brücke hatte etwa 15 Pfostenpaare. Wir wetteten, wie viele Pfosten die Größe Belt Brücke wohl haben wird.
Während der letzten Tage hatte Kolbsche zwei Mängel an seiner Ausrüstung festgestellt. Einer davon ist eine undichte Spritzdecke. Mit dauerhaft nassen Nieren würde das Bedürfnis eine vernünftige Spritzdecke zu haben immer größer. Thomas hatte im Hinterkopf, dass es in Svendborg einen Kajakladen geben soll. Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag und nach Terminvereinbarung. Angerufen (am Sonntag) und Termin für nächsten Tag vereinbart. Easy. Allerdings musste die Etappenplanung angepasst werden, da wir sonst an unserem paddelfreien Pausentag 14 Extrakilometer bei Gewitter zum Laden machen müssten. Wir landeten am Nachmittag am Svendborg Sund Camping an und buchten einen Platz für zwei Nächte.

9. Tag – 10.07.2023 Svendborg

Nachdem die sturzflutartigen Regengüsse gegen 13:00 Uhr abklangen, riefen uns die Kajaks wie Sirenen zum Wasser. Auch unseren Pausentage verbrachten wir (zumindest einen winzigen Teil) auf dem Wasser. Zu viert paddelten wir die knapp 700m zum anderen Ufer um dort den Kajakladen aufzusuchen. Kolbsche erwarb eine zum Boot passende Spritzdecke, welche ihn nun auf Zwangsdiät setzt.
Daraufhin gingen Anne und Charlotte noch auf einen Sightseeing Trip nach Svendborg. Fazit: sehr schöner Ort.

10. Tag – 11.07.2023 Svendborg – Langeland

Annes Verabschiedung auf dem Wasser
Annes Verabschiedung auf dem Wasser

Am Vorabend wurden wir von einem Mitcamper über die eventuell starke Strömung am Thurø Damm informiert. Die Tonnen neigten sich stark in die richtige Richtung und auch der Wind wäre für uns gut gekommen. Am heutigen Morgen allerdings neigten sich die Tonnen leicht in die andere Richtung. Wir stimmten uns auf 15 m Strömung wie an der Oppendorfer Mühle ein. Tatsächlich hatten wir Glück und konnten die leichte Gegenströmung gut händeln. Die kurze anfängliche Anspannung fiel mit der Durchfahrt unter dem Thurø Damm sofort ab, da sämtlicher Wind, Wellen und Strömung weg waren.
Um Svendborg herum waren uns sehr viele Kajakfahrer aufgefallen. Der Kajakladenbesitzer hatte von den vielen Routen und den niemals gleichen Wetterbedingungen und Lichtstimmungen geschwärmt. Wir konnten gut nachvollziehen, dass dieser kleine Ort gleich zwei Kanuklubs und mehrere Kanuverleiher hat. Nun verließen wir langsam das Kajakeldorado.

Hinter dem Damm war Nyborg noch etwa 35 km entfernt. Anne hatte ihr Auto im Vorfeld dort abgestellt und wollte dies noch am Dienstag erreichen. Ursprünglich hatten wir geplant, die ersten 15 km zusammen zu fahren. Nun trennten wir uns bereits auf dem Wasser, um unsere Sportskanonen mit voller Geschwindigkeit davonziehen zu lassen.

Weiterer Bericht also nur aus der Perspektive von Kolbsche und Charlotte:
Nach etwa 12 km machten wir unsere erste Pause am Elsehoved Lighthouse und änderten kurzerhand unsere Route. Anne und Thomas waren grade mit ihrer Pause fertig und wir konnten die Planänderung noch kurz besprechen. Aufgrund von noch guten Bedingungen querten wir die etwa 6,5 Kilometer nach Langeland. Der Wind frischte auf einen guten 4 bft von schräg vorne auf. Ziel war nun ein im Wald gelegener Shelter am nördlichen Ende Langelands. Für den kommenden Morgen gab es eine Gewittervorhersage und die Windprognose gab zum Mittag 5 bft aus West an. Eindeutig keine Bedingungen um an der Westküste Langelands im strandnahen Wald zu zelten (die Shelter waren leider schon belegt…). Stattdessen fanden wir eine Hütte mit Kochgelegenheit auf einem Campingplatz.

Weiterer Bericht aus der Sicht von Thomas und Anne:
Nach dem Wiedersehen von Kolbsche und Charlotte am Elsehoved Strand paddelten wir nun endgültig getrennte Wege. Der Südost-Wind mit 3 bft schob uns schräg von hinten kommend weiter Richtung Nyborg an. Wir kamen gut voran, wunderten uns aber jedes Mal beim Blick auf die Uhr, wie spät es schon geworden ist und machten daher nur recht kurze und wenige Pausen, denn insgesamt hatten wir eine Strecke von ca. 36 km zu bewältigen. Wir passierten viele schöne kleine Buchten bis wir den Nyborg Fjord erreichten, den wir zunächst etwas ausfahren wollten, entschieden uns dann aber kurzerhand für die längste, aber schnellste Querung von ca. 7 km zum gegenüberliegenden Leuchtturm. Nach Vorhersage wehte der Wind nun mit 4 bis 5 bft und brachte ordentliche Wellen mit sich, die zwar Konzentration erforderten, aber glücklicherweise nicht für Adrenalinschübe sorgten. Dennoch ein ganz schöner Ritt. Das gegenüberliegende Ufer, in dessen Nähe sich ein Shelter zur nächtlichen Einkehr befinden sollte, war jedoch mit großen Steinen übersät und auch die zunehmende Brandung machte ein Anlanden nicht möglich. Wir suchten Schutz hinter der Brücke über den Großen Belt und steuerten nun doch direkt Annes Auto an, was in Strandnähe parkte. Es gelang nun ein einfacher Ausstieg.
Am Auto angekommen, mussten wir feststellen, dass die Handbremse während der Standzeit komplett festgerostet war. Wertvolle Zeit verstrich beim missglückten Versuch den Wagen wieder gangbar zu machen, denn nun war die starke Brandung auch am eben noch ruhigen Strandufer angekommen. Trocken wären wir nicht in die beladenen Boote gekommen – wir treidelten nun die Kajaks mit 1 km/h zum nahegelegenen Camping-Platz. Hüfttiefes Wasser und auf den Wellen störrisch tanzende Boote erschwerten das Vorwärtskommen. Letztlich erreichten wir durchnässt und erschöpft, aber glücklich endlich ein Zelt aufbauen zu können, den Camping-Platz, der in direkter Nähe der Autobahn liegt. Doch das nahmen wir jetzt in Kauf. Immerhin wurde der Autolärm nachts von Natur-Geräuschen, wie Donnergrollen und Regengeprassel übertönt.

Für mich (Anne) ging eine tolle Kajak-Tour zu Ende. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, Euch ein Stück auf Eurer großen Reise zu begleiten. Vielen Dank!!

11. Tag – 12.07.2023 Langeland

Finde den Fehler!

12. Tag – 13.07.2023 Langeland

Das windige Wetter hat uns noch einen weiteren Tag auf Langeland festgehalten. Noch einen Tag abwettern, noch einen Tag nicht paddeln.
Während Kolbsche und Charlotte den Pausentag mit einer Extraportion Schlaf begannen, schloss sich Thomas einer Gruppe Dänischer Rentner*innen an, die ihre wöchentlichen Sportübungen direkt vor unserer Haustüre machten. Das Frühstück wurde pausiert und Liegestützen, Treppenlauf, etc. dazwischengeschoben. Eine Stunde später wurde das Frühstück fortgesetzt.

Im Laufe des Tages bestätigten die vielen weißen Wellenkronen unseren Entschluss an Land zu bleiben 👑 Wind und Wellen entsprachen einem starken 5 bft aus West. Zum Glück sah die Prognose für den kommenden Tag versöhnlich aus um endlich die nächste größere Überfahrt zu wagen.

Während wir durch Wald und Wiesen schlenderten um unsere Vorräte aufzufüllen (im Supermarkt und am Kirschbaum), sammelten wir beiläufig mehrere Zecken ein. Die Alten Hasen hatten an einem Tag so viele Zecken wie in ihrem bisherigen Leben entdeckt und entfernt. Bleibt das Daumendrücken, dass wir auf der weiteren Reise weniger dieser Krabbeltierchen begegnen.

13. Tag – 14.07.2023 Langeland – Agersø

Wie im Legoland. Der Leuchtturm von Agersø.

Wind, Strömung und Wetter ließen es endlich zu den großen Belt zu überqueren. Dafür stellten wir den Wecker auf 5:00 Uhr morgens und saßen bereits um 7:10 Uhr in den Booten.
Ab neun Uhr sollte die Strömung zunehmen und bis dahin wollten wir mindestens die Fahrrinnen des großen Belt hinter uns gelassen haben. Der anfangs schwache Wind aus West schob uns wahrnehmbar in die richtige Richtung. Ab dem dritten Viertel der Querung nahm der Wind erheblich zu, sodass sich die Windwellen mit der Dünung, den Schiffswellen und der nun einsetzenden Strömung überlagerten und erstaunlich hohe Kabbelwellen entstanden.
Durch unser frühes aufstehen erwischten wir ein gutes Zeitfenster, in dem wenig Schiffe unterwegs waren. Der Blick vom ersten (und einzigen) Pausenplatz auf die bereits zurückgelegte Strecke zeigte dann eine Perlenschnur an Containerschiffen.
Nach der Pause, die wir am schönen Leuchtturm Omø Fyr verbrachten, paddelten wir an einem Vogelschutzgebiet vorbei und konnten einen Seeadler, eine Rohrweihe und viele andere Vögel sehen 🐦
Auf Agersø durften wir auf einer schönen Wiese mit Blick auf das Meer und den Hafen übernachten.

14. Tag – 15.07.2023 Agersø – Kristiansholm Plantage

Ungewohnter Anblick – Industrieanlagen.

Schon wieder Wind! Wir vertagten unserem Start auf den frühen Nachmittag und paddelten den ersten Kilometer gegen Wellen, Wind und Strömung gegen an. Die Fahrtrichtung war auf ein riesiges Areal mit mehreren Gas- / Ölspeichern und den entsprechenden Schiffsterminals gerichtet – ein für uns ungewohnt industrieller Anblick nach den bisherigen 2 Wochen Naturerleben.
Als der Wind weniger wurde erhaschten wir einen Blick auf ein seltsames silbernes Durcheinander. Das Wasser glitzerte aufgrund vieler einzelner Fischschuppen. Kleine Fische sprangen aus dem Wasser. Bei genauerem Blick zeigte sich eine etwa 1m große kugelige Ansammlung vieler kleiner Fische, vermutlich Sprotten, welche Körper an Körper zusammengetrieben waren. Während wir prüften, ob sich die Fische in einem Fischereinetz verheddert hatten, sank der Schwarm etwa einen halben Meter ab, löste sich auf und schwamm davon. Scheinbar hatten wir einem Jäger wie Schweinswal oder Seehund oder Robbe den Jagderfolg vermasselt.
Die restlichen 15 Kilometer paddelten wir nahe eines Wildschutzgebietes mit einer ausgeprägten Flachwasserzone und konnten uns gut vorstellen, dass sich die Sprotten hier wohl fühlen.
Irgendwann war der Wind einfach weg und nur ein paar Restwellen brachten das Boot zum schaukeln. Da am Nachmittag der Wind stark zunehmen sollte, hatten wir nur das Ziel im Blick. Die Tour entlang der langgezogenen Küstenlinie zog sich in die Länge bis wir uns überwanden eine kurze Pause zu machen. Danach war das 5 Kilometer entfernte Ziel schnell erreicht. Unser eigentlich anvisierter Shelter war bereits belegt, sodass wir unsere Zelte in einem nahe gelegenen Lagerplads im Wald aufbauten. Die Freundschaft mit den Ohrenkneifern muss sich erst noch entwickeln.

Zu den nächsten Wochen 👇

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