Baltic Sea Kayak Expedition – Stationen der Reise

30. Tag – 31.07.2023 Abbekas – Ystad

Geburtstagsfeier in kleiner Runde.

Hoch fliegende Schwalben verkünden Gutes. Unser Gutes war Kolbsches Geburtstagsfrühstück. Wir aßen belegte Brötchen und tranken leckeren Kaffee in einer gemütlichen Bäckerei und mussten keine Kochutensilien hin und her rödeln. Wir vermuten bereits beim Frühstück, dass die Wellen heute noch höher als am vergangenen Tag werden würden.
Wir starteten im Windschatten der Hafenmole und erlebten dann immer höher werdende Wellen. Die Wellen waren erst zu flach und dann zu schnell, um auf ihnen zu surfen. Nach etwa 5 km waren die Biester ausgewachsen und stellten uns mit bis zu zwei Meter Höhe auf die Probe. Zum Glück waren das nur die Ausnahmen und der Durchschnitt lag bei einem Meter. Für die Paddel-Unerfahrenen: im Sitzen ist die Augenhöhe etwa auf 0,80 m. Die Wellenwände verwehrten uns immer wieder den Blick auf den Horizont und auf die Mitpaddler. Eine der großen Wellen brach mit sehr viel Kraft direkt an Thomas Seite und nahm ihn 10m in der weißen Krone mit. Mit dem Verschieben wurde sein Boot um 90° in die Welle hineingedreht. Aus seinen Gedanken gerissen stütze er in die Welle herein und verschwand für die Mitpaddler in der Gischt. Erleichtert stellten Kolbsche und Charlotte fest, das Thomas nicht gekentert war, als dieser von der Welle freigelassen wurde.
Während der Fahrt waren keine Pausen möglich, da der Ausstieg an den teilweise steinigen Stränden womöglich nicht geglückt wäre. Nach 16km kamen wir in Ystad an und stiegen im Hafen aus. Auf dem Hafengelände gab es keine Zeltmöglichkeit, aber die Hafenmeisterin verwies und auf die nebenliegende Dünenlandschaft zwischen Meer und Caravanstellplatz.
Wir zogen uns trockene Sachen an, gingen Scholle essen und ergatterten im sehenswerten Ortskern vom Ystad neue Lebensmittel.

31. Tag – 01.08.2023 Ystad – Löderups Strandbad

Gleitschirmflieger an der südschwedischen Küsten nahe Kåseberga.

In der Nacht hatte ein kräftiger Regen die Wellen plattgedrückt und der Wind zu unseren Gunsten gedreht. Am Vorabend hatten wir die bekannten Wetterapps befragt und waren erstaunt wie weit die Prognosen auseinander gingen. Windfinder verkündete einen 4-5 bft. YR aus Norwegen hingegen 2-3 bft. Wo wir am Vortag noch sehr hohe sich fast brechende Wellen hatten war nun Ententeich und Augsburger Puppenkiste. Nach und nach nahmen die Wellen in ihrer Höhe wieder zu. Das dritte Viertel unserer Tour paddelten wir entlang einer rasenbewachsenen Steilküste, die uns an die weitläufige englische Landschaft erinnerte. Nicht nur wir waren beeindruckt, sondern auch unzählige Paragleiter, die sanft entlang des langgezogenen Hanges schwebten und den steten Aufwind nutzen. Präzise steuerten sie ihren Schirm und glitten nah an der Steilküste lang, hüpften über Zaunpfosten und fuhren Slalom um die Menschen. Wir hatten von Andrea einen Essens-Tipp erhalten und steuerten den Hafen in Käseberg an, welcher direkt hinter der Steilküste lag. Fast Gutes Timing, wir mussten schon seit einer Weile auf Toilette und am Steinstrand zuvor wären wir nicht raus und wieder rein gekommen. Während unserer ersten Schritte in Kåseberga waren wir von dem touristischen Interesse überrascht und stellten dann fest, dass dieses einer steinzeitlichen Monolithenformation galt.
Während Kolbsche und Charlotte einen Spaziergang machten, trank Thomas einen Kaffe mit Blick auf den Hafen. Plötzlich sprang er auf, als eines der Boote im Hafenbecken schwamm. Ein Wasserschwall hatte das Boot an der Slipanlage aufschwimmen lassen. Segler aus Lübeck hatten das Kajak an ihrem Bootshaken zu fassen bekommen und es Thomas überreicht.
Der letzte Abschnitt der Tour beglückte mit glitzerndem Sonnenlicht und Rückenwind. An die großen Wellen der Südküste Schwedens hatte wir uns schon fast gewöhnt. Vor dem Campingplatz sahen wir erst einen und dann eine ganze Gruppe Surfer, welche die großen und nun brandenden Wellen genossen. Charlotte hatte am Tag noch aus sicherer offshore Entfernung überlegt einen Brandungspaddel-Kurs zu machen. Nun gab es das Erlebnis direkt for free. Rann an Strand durch die brechenden Wellen. Zum Glück hatten wir feinsten Sandstrand und konnten mit viel schmackes raufrutschen.

32. Tag – 02.08.2023 Löderups Strandbad

Ein weiterer Pausentag. Wir wollten uns erholen und hofften auf weniger Wellen. Wir bekamen eine Busreise zum Lasarettet i Ystad. Kolbsche hatte eine fiese rote Entzündung am Bein und wir erinnerten uns an eine Zecke, die er auf Langeland entfernt hatte. Die aufmerksamen Leser*innen wissen: das ist schon wieder über 3 Wochen her.
Kolbsche und Charlotte fuhren also mit dem Bus in den nächst größeren Ort und ins Krankenhaus. Die Tipps über die Wartezeit beliefen sich auf 1,5 und 2 Stunden. Kolbsche wurde nach 20 Minuten aufgerufen. Es wurden Antibiotika verschrieben und nun muss er abwarten.
So ging ein weiterer Tag zuende.

33. Tag – 03.08.2023 Löderups Strandbad

Im “Sandhammarens Naturreservat”.

Den übliche Turnus von zwei aufeinanderfolgenden Pausentagen konnten wir auch dieses Mal einhalten. Am zweiten Pausentage erkundeten Kolbsche und Charlotte die weitläufige Dünenlandschaft, die sich Thomas bereits am Tag zuvor angesehen hatte. Diese beeindruckte durch ihre vielfältigen Facetten und ihre Unberührtheit aufgrund des Schutzstatus Naturreservat.

34. Tag – 04.08.2023 Löderups Strandbad – Simrishamn

Der Strand von Simrishamn. Sand wie brauner Rohrzucker.

Um 5:30 Uhr weckte Kolbsche die Anderen und um 6:45 Uhr durchbrachen wir die Brandung Richtung offener See. Der Wetterbericht hatte für die Nacht und den Morgen wenig Wind verkündet. Die zwei Tage abwettern hatten sich gelohnt und die Bedingungen waren nun easy – nur ein schmaler Streifen brechender Wellen. Die Höhe der herannahenden Wellen war zudem wesentlich kleiner als die Tage zuvor.
Die ersten 5 Kilometer kamen wir entlang des Naturschutzgebietes, welches wir in den vergangenen Tagen durchwandert hatten und es war ein schönes Gefühl von einer (mehr oder weniger) vertrauten Landschaft umgeben zu sein. Wir paddelten weiter an einem ausgedehnten Sandstrand entlang und vermuteten, dass Heidkate vor dem Deichbau von der Wasserseite ähnlich ausgesehen haben muss. Nach 15 km legten wir um 10:30 Uhr im Hafen von Skillinge an. Wir nutzen die Gelegenheit um unsere Vorräte aufzustocken und einen Kaffee zu trinken. Dafür war am morgen keine Zeit gewesen.
Nach der Pause veränderte sich die Landschaft und plötzlich war sie da: unsere erste schwedische Felsplatte. Wir merken, dass wir die Südspitze Schwedens umrundet hatten, als allmählich die hohen Meereswellen kleiner wurden. Auch das Wasser veränderte sich. An der Südspitze Schwedens war das Wasser kühl und durch die aufgewirbelten Sedimente milchig Petrol – Meeresgrün gewesen. Nun wurde es wieder ganz klar und eiskalt. Wir landeten an einem Strand an, dessen Sand uns von Farbe und Körnung an Rohrzucker erinnerte. Eine süße Verführung die Nacht dort zu verbringen. Wir paddelten jedoch noch um die nächste Ecke und schlugen unsere Zelte auf einer idyllischen Strandwiese auf. Beim Abendspaziergang entdeckten wir noch einige weitere Zelte.

35. Tag – 05.08.2023 Simrishamn – Friseboda

Die Landschaft wird nun felsiger.

Durch die Sonne geweckt, nutzten wir das Sommerwetter um unsere Sachen zu trocknen und die Zelte trocken einzupacken. Der Preis war hoch – wir saßen erst um 10:30 Uhr in den Booten. Wir entfernten uns langsam von diesem schönen Ort und genossen die schwedische Bilderbuchlandschaft. Nach etwa ⅓ unserer Tagesstrecke erblickten wir unseren ersten typischen Schärengartenleuchtturm. Der weiße schlanke Turm stand am Fuße eines markanten Felsenbergs – auch unser Erster.
Danach begann der Graus für Kolbsche – er war vom Anfang der Bucht auf das 70km entfernte Ende der Bucht fokussiert und hatte über Tage hinweg das Gefühl nicht voranzukommen. Thomas und Charlotte genossen hingegen die idyllische Dünenlandschaft und betrachteten die Details.
Nachdem wir am morgen von unserem schönen Zeltplatz aufgebrochen waren, fanden wir nun einen traumhaften Platz. Sandstrand, Dünen und im Hintergrund ein lichter Kiefernwald.

Zu den nächsten Wochen 👇

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