Baltic Sea Kayak Expedition – Stationen der Reise

36. Tag – 06.08.2023 Friseboda – Landön

Ungewöhnliche Lichtverhältnisse im Dauerregen.

Dank der Wettervorhersage konnten wir unsere Zelte vorm Regenbeginn einpacken und trocken starten. Im Laufe des Vormittags fing es zu nieseln an und der Wind nahm zu. Uns Dreien wurde nach und nach ziemlich kalt. Das etwa 15°C kalte Wasser kühlte von unten und an den Fingern. Die restliche Körperwärme wurde von der Verdunstungskälte aufgrund von Nässe und Wind bei kühler Lufttemperatur zunichte gemacht. Auf der Suche nach einem Pausenplatz fuhren wir ein kurzes Stück den Fluss Helge å hinauf und waren überrascht, wie sehr uns das warme Flusswasser und die Abwesenheit des Windes aufwärmen.
Das Tiefdruckgebiet Zacharias näherte sich merklich. Ab Åhus war der Wind so stark, dass wir die etwa 5 km breite Bucht ausfuhren statt sie zu queren. Anfangs fuhren wir gegen Wind und Wellen und kühlten weiter aus. Den vermutlich gut ausgestatteten Zeltplatz in Åhus ließen wir aufgrund fehlendem Charmes links liegen und paddelten zwei Buchten weiter bis nach Landön. Zum Aufwärmen paddelte Thomas einige Kilometer voraus. Charlotte und Kolbsche erlebten währenddessen ein Lichtschauspiel, als es zu einer Seite grau verhangen und zur anderen Seite tageslichthell grau erleuchtet war. Ein prasselnder Schauer drückte das Wasser platt und es entstand eine leuchtende mystische Atmosphäre. Die Aufregung, dass eine erneute Gewitterzelle über uns hinwegziehen könnte, machte die Situation noch faszinierender. Die Situation löste sich auf, als das Licht wieder dunkler wurde. Kurz darauf kam Thomas zurück.
Um das Ziel zu erreichen musste “nur noch” eine etwa 2,5km breite Bucht gequert werden. Diese überraschte durch starken Wind und kurze, hackige Welle. Wir passierten die Insel Eggskär – unsere erste Insel mit “skär” im Namen und erreichten daraufhin einen kleinen, geschützten Sportboothafen. Dort konnten wir komfortabel am hohen Steg aussteigen. Bis zum Zeltplatz waren es noch etwa 500m und unsere Boote nutzten ihre privaten Chauffeure um dorthin gerollter zu werden.
Auf dem Campingplatz fanden wir einen windgeschützten Bereich. Unsere größten Bedürfnisse waren nun trockene Kleidung und trocken zu sitzen. Zum Glück gab es einen Trockner – leider funktionierte dieser nicht. Einen Aufenthaltsraum suchten wir und fanden keinen. Denn mal gute Nacht.

37. Tag – 07.08.2023 Landön

Unser Zuhause für zwei (Regen-) Tage. Die Bühne an einer Tanzfläche auf der Dorfbadestelle.

Ein weiterer Tag abwettern. Diesmal wegen Wind UND Regen. Da es tatsächlich keinen Aufenthaltsraum auf dem ansonsten sehr charmanten Campingplatz gibt, empfiehl uns der Platzwart eine überdachte Musikbühne hinter einem Tanzparkett auf der nahegelegenen öffentlichen Badewiese. Von hier ließ sich das Wetter mit all seinen Facetten gut beobachten. Der Regen wehte wagerecht durch die Luft und jedes Mal wenn die schützende Bühne verlassen wurde, machte einen dies nass und nässer.
Da wir Stockholm aufgrund der vielen Starkwind-Pausentage nicht mehr erreichen werden, errechneten wir ein realistisch erreichbares Ziel. Ergebnis: Västervik in etwa 350 km Entfernung. Im Anschluss checkten wir die Wetterprognosen für die Region und waren vom Tiefdruckgebiet Zacharias entsetzt, welcher uns voraussichtlich 3 Tag und 4 Nächte auf diesem minimalistischen und sehr abgelegenen Platz festhalten wird.

38. Tag – 08.08.2023 Landön

Eine kurze Starkwindtour ohne Gepäck.

Unser relativ windgeschützter Platz auf dem Campingplatz beschütze uns in der Nacht leider nicht vor Windgeräuschen. Das laute Flattern der Zeltwände weckte uns gelegentlich aus dem Schlaf. Der Wind nahm am Vormittag zu und beanspruchte Thomas Zeltstange so doll, dass sie nachgab und brach – mal wieder. Thomas war not amused, aber hatte die Stange schnell wieder repariert, denn es gab ja noch genug Stangenelemente vom ersten Zeltstangenbruch.
Allmählich kam die Sonne raus und wir nutzten die Chance, unsere Sachen zu trocknen. Von unserem windgeschützten Platz beobachteten wir ein Paar aus München, wie sie ihre Kajaks vom Dach abluden. Bei uns kam die Idee auf, dass wir eventuell doch spontan starten wollen. Thomas hatte schon fast die Zeltheringe in der Hand, als wir nochmal die Lage überprüften. An der windexponierten Küste wehten uns fast die Beine weg. Wir sprachen die Münchener an, wie deren Paddelpläne für den Tag seien und vereinbarten kurzerhand eine kleine gemeinsame Tagestour. Der Wind war inzwischen auf 6 bft angeschwollen und neckte uns mit Böen in 8 bft. Thomas und Charlotte paddelten mit Nik los, welcher viel Wildwassererfahrung hat und durch sein souveränes Beherrschen der Paddelbedingungen Thomas in Erstaunen versetzte. Wir hingegen kämpften mit den unbeladenen Booten, welche bei dem starken Wind kaum noch steuerbar waren. Das Skeg kam scheinbar an seine Leistungsgrenze. Trotz eingezogenem Skeg fiel das Boot vom Wind ab und loufte wider erwarten nicht an. Nach knapp 4 Kilometern reichte es. Am Nachmittag lud uns das Münchener Paar noch zu einem Bier vor ihrem Bulli ein und wir konnten uns mit einem netten Gespräch den Pausentag “schön trinken”.

“Guten Morgen” rief Thomas und weckte die anderen durch die Zeltwände. Vereinbart war, dass die erste aufgewachte Person die Anderen weckt, wenn es noch nicht regnet. Mit dem Wecken fing es zu nieseln an. Na toll. Zum Einbauen war wieder alles nass und wir entwickelten ein neues Hobby: Nasscamping. Viel natürlicher, viel direkter. Wir packten unsere Boote mit den nassen Zelten und wurden von dem sympathischen Paar aus München am Strand verabschiedet. Nach zwei Pausentagen waren wir endlich wieder auf Kurs: weiter Richtung Norden. Zwischenzeitlich sahen die Wetterprognosen so aus, als müssten wir noch eine Nacht ausharren. Wir entschieden uns für einen Kompromiss. Weiterfahren, aber nur eine kurze Strecke. Der eigentlich idyllische Campingplatz war von seiner Ausstattung für uns bei diesen Wetterbedingungen nicht ausreichend. Wir konnten uns kaum an den Steinchen, Felsen, Inseln und der Landschaft erfreuen, da wir uns auf das Paddeln konzentrieren mussten. Die Tour war kurz und zackig. 4 bft, in Böen 5 bft schoben uns durch unsere ersten Schären. Im Winter zuvor hatte eine Vereinskollegin die gleiche Gegend schonmal erkundet – und ganz andere Eindrücke gesammelt: https://kopffreitage.de/schaerenpaddeln-skaane/ . Die steilen etwa 80 cm Wellen zwangen uns vereinzelt zum surfen. Um 12:00 Uhr waren wir nach etwa 13 km schon auf dem neuen und gut ausgestatteten Campingplatz eingecheckt. Das Nachmittagsprogramm bestand dann aus “Haushalt”. Wäsche waschen und Vorräte aufstocken.

39. Tag – 09.08.2023 Landön – Tredenborg

40. Tag – 10.08.2023 Tredenborg – Norje

Das erste kleine Schären-Leuchttürmchen.

“Schiff ahoi” wurden wir von einem netten Ehepaar verabschiedet, mit welchen wir uns am Vorabend unterhalten haben. Wir hatten eine lange Strecke geplant. Die Route führte entlang einer großen Landzunge, sodass wir aufgrund der Windabdeckung viele verschiedene Paddelbedingungen vorfanden. Anfangs kam der Wind übers Meer und mit der Umrundung des Kaps fuhren wir in den Windschatten hinein. Zum Mittag gönnten wir uns Fisch&Chips. Wir benötigen dringend einen Ort zum Aufwärmen, da Wind und Wasser kalt waren. Paddelbedingungen wie zu Ostern – allerdings im August. Das Spiel aus Wolken und Licht beeindruckte uns. Ebenso wie die Landschaft. Kurz vorm Ziel passierten wir eine Vogelschutzinsel, welche von vielen kleineren Steinen gesäumt war und kaum höher als der Meeresspiegel. Der Campingplatz war schon relativ leer und wir fanden heraus dass die Nebensaison bereits in wenigen Tagen beginnt.

41. Tag – 11.08.2023 Norje – Vangsö

So lieben wir Schweden: richtige Felsenküste.

🎶Liebe, liebe Sonne,
komm ein bisschen runter!
Lass den Regen oben,
dann wollen wir dich loben.🎶

Mit diesem Lied im Hinterkopf starteten wir Richtung Blekinge archipelago. Aufgrund eines 3 bft Rückenwindes, ließen wir uns bis Karlshamn hinauspusten. Unsere erste Pause nach etwa 10km machten wir auf einem richtig echten “Pausen-Felsen”. Diese schroffe Landschaft ist das Ziel dieser Reise und auch einiger Reisen zuvor gewesen. Zum ersten Mal errichten wir die Schärenwelt auf eigenem Kiel und aus reiner Muskelkraft.
Die mit dem ablandigen Wind kommenden Wolken lösten sich über dem Wasser auf und es wurde im Vergleich zu den vergangenen Tagen angenehm warm. Im Blekinge archipelago sahen wir nach Ewigkeiten wieder andere Kajaker on Tour. Uns wurde im Vorfeld diese Region mehrfach zum paddeln empfohlen und wir waren tatsächlich sehr angetan.
Der kommende Tag versprach aufregend zu werden, denn wir wollten uns mit den neuen Mitpaddlern treffen. Bis zu dem Einsatzort der Beiden müssten wir zwei Tagesetappen mit 35km paddeln. Wir hatten gute Vorsätze, allerdings frische der Wind am Nachmittag auf und die Kräfte waren dann doch schon nach 30km verbraucht. “Ich kenne da eine Abkürzung” versprach uns die 10 Jahre alte Seekarte und lag leider falsch. Erst wurde aus dem schroffen und welligen Meer ein See und dann etwas flussartiges ähnlich der Schwentine, bevor wir in einer Sackgasse aus Schilf umdrehen mussten. Wir hatten zuvor wenige Ausstiegsmöglichkeiten gesehen, da entweder der Wind drauf stand, die Felsen zu steil waren oder ein Haus dahinter stand. Wir entdeckten eine Lücke im Schilf, welche auf eine überflutete Wiese führte. Ein dahinter liegendes lichtes Wäldchen entpuppte sich als traumhafter Zeltplatz mitten in der Natur.

42. Tag – 12.08.2023 Vangsö – Arpö

Wir starteten den Tag mit einem Kneipp-Bad und stapften wie die Störche durch die überflutete Wiese. Da das Wasser etwas gesunken war, treidelten wir die Boote ein kurzes Stück. Wir passierten einen Bereich, an dem wir am Vortag merkbare Wellen erlebt hatten, die an den im Wasser liegenden Steinen gebrochen sind. Heute war das Wasser glatt und die Steine unter der Wasseroberfläche kaum zu sehen. Diese kleinen Mistviecher hatten es auf uns abgesehen und insbesondere auf Thomas, welcher immer besonders vorsichtig mit seinem Boot umgeht. Die Steine waren mehrfach hinterlistig vor Thomas Boot gehüpft und hatten dieses schon zerkratzt. Die restliche Fahrt war angenehm und wir konnten die schöne Schärenlandschaft mit den Häusern, Fahnenmasten, Wäldern und Steinen
genießen. Wir wussten, dass es hoch gepokert ist und hofften dennoch, dass wir es bis Karlskrona schaffen um uns mit unseren Vereinskollegen zu treffen. Nach 23 km waren wir allerdings schon ziemlich K.O. und fanden einen sehr schönen Platz zum Übernachten. Aufgrund der einzigartigen Natur- und Kulturwerte wurde der Schärengarten von Blekinge zum UNESCO Biosphärengebiet erklärt. Die hier vorhandene Infrastruktur, wie zum Beispiel Lagerfeuerplätze und Naturhäfen sind in der App ARK 56 dargestellt. Als wir am Abend unser Essen auf unseren Löchern an der Lagerfeuerstelle zubereiteten, merkten wir, dass es schon merklich früher dunkel wird. Am Anfang unserer Reise wurde es gegen 21:30 Uhr dunkel und nun schon eine Stunde früher gegen 20:30 Uhr. Gute Nacht.

43. Tag – 13.08.2023 Arpö – Skönstavik

Ab nun sind wir zu fünft. Andreas und Martin stoßen zur Reisegruppe.

Wir wurden von der Sonne geweckt, bevor Seenebel aufzog. Wir fühlten uns an den Film “The Fog” erinnert und flohen mit einem 3bft Rückenwind Richtung Karlskrona. Während unserer ersten Dümpelpause fingen uns die Piraten auf dem Wasser ab, obwohl sich der Nebel bereits aufgelöst hatte. Wir hatten “versehentlich” mit einer signalorangenen Mütze auf uns aufmerksam gemacht.
Die Piraten entpuppten sich als Andy und Martin – unsere Vereinskollegen, auf deren Gesellschaft wir uns schon seit 5 Wochen freuen. Neben ihrer Gesellschaft freuten wir uns auch auf die Kofferraumladung mit Lebensmitteln, Kleinkram und der von Thomas ersehnte neuen Spritzdecke. Ein Gefühl wie Weihnachten🎄
Um diesen Festtag zu zelebrieren tranken wir einen mit dem Wald gekochten Kaffee. Der Kesselkocher von Martin wird mit Holz befeuert. Nun reisen 5 Personen mit vier verschiedenen Kochsystemen. 1x Trangia Spiritus, 1x Trangia Gas, 1x Brenner auf Gaskartusche und 1x Kelly Kettler. Mal schauen was die Auswertung des Vergleichs nach 3 Wochen Outdoor-Erfahrung ergibt.

Zu den nächsten Wochen 👇

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