Am Freitag, 24. Juni 2024 um 9:00 Uhr startete die Nordseetour mit einer Fahrtenbesprechung in Klausdorf. Mit nem Käffchen in der Sonne redeten wir über verschiedene Routen und Zeitabläufe für die geplante Strecke: Schlüttsiel, Hooge, Amrum, Schlüttsiel.
Zur ausgeschriebenen EPP 4 Tour hatten sich ursprünglich 5 Prüflinge und 2 Mitpaddler*innen angemeldet. Zum Fahrtenbeginn waren es dann 1 Prüfling, 3 Mitpaddler*innen und der Fahrtenleiter. 2/5 der Gruppe waren zum ersten Mal auf der Nordsee.
Gegen 14:00 Uhr startete die Gruppe in Schlüttsiel mit leichtem Seitenwind und angenehmer Sonne. Die Nordseeneulinge paddelten fasziniert von Pricke zu Pricke und von Tonne zu Tonne entlang des Fahrwassers. Die Strömung unterstützte uns mit viel Vortrieb, sodass wir nach etwa 3 Stunden auf Hooge ankamen. Dort waren bereits 2 Zelte von anderen Paddler*innen aufgebaut. Nach unserer Gruppe kam dann noch eine weitere Gruppe auf dem Kajakhotspot Hooge an. Gut besucht, aber noch nicht überlaufen. Nach einer gemütlichen Abendessenrunde klang der spannende Tag mit Blick auf einen wunderschönen Sonnenuntergang und dem Pfeifen der Austernfischer aus.
Am Samstag standen wir mit dem (sehr schönen) Sonnenaufgang auf, um um 6:00 Uhr mit dem ablaufenden Wasser bis zum Japsand zu strömen. Dort machten wir eine Frühstückspause mit Kaffeekochen. Die See war bewegt, aber harmlos. Die vielen dunklen Formen auf dem Japsand ließen auf Seehunde hoffen. Vor Ort stellten sie sich als große Algenhaufen heraus. Einer der Haufen erhob sich nach kurzem und flog als Seeadler davon.
Bei unserer etwa einstündigen Pause in der Mitte der endlosen Weite, mussten wir darauf achten nicht auszukühlen. Mit dem Tarp bauten wir uns einen Windschutz und entwickelten die neueste Modekollektion für Paddler*innen.
Gut gestärkt querten wir das Schmaltief und das Rütergat und erreichten die Amrum Südspitze. Die Überfahrt war aufgrund ihrer Länge, der offenen Lage und den potentiellen Top-Strömungen für die alten Hasen und die Nordseeneulinge eine besondere Etappe. Kurz Beine vertreten und ostwärts weiter. Nordost entlang von Hubsand und Mittellochsknob bis zum Amrumtief. Das Amrumtief überraschte dann mit echten Seehunden, welche zunächst genüsslich auf einer Sandbank lagen. Während wir mit reichlich Abstand dran vorbei paddelten sahen wir, dass wir von mehreren neugierigen Seehunden verfolgt wurden. Wir folgten hingegen den Pricken bis kurz vor Föhr und bogen dann links nach Amrum ab. Päuschen bis zum Tidenkipp. Weiter. Entlang der Amrum Odde bis zum Strandkiosk. Päuschen mit nem Bierchen, Pommes und nem Flammkuchen. Wir entwickelten die Musikrichtung “Sing mein Rezept”, während wir einen dollen Schauer abwetterten. Zurück an den Booten war das Wasser weg. Nach einer kurzen Etappe erreichten wir den Zeltplatz.
Guten Morgen Welt, guten Morgen Geburtstags-Rebecca. Mit frisch gekochtem Kaffee, Zimtschnecken und einer fantastischen Aussicht starteten wir in den Tag.
Zum Tidenkipp wollten wir schon um die nächste Ecke gepaddelt sein, was wir nur mit etwas Beeilung schafften. Die Sicht war bei der erneuten Querung der Norderaue diesig – jedoch war immer mindestens die nächste Tonne zu sehen. Das Wetter klarte dann immer mehr auf, sodass der Prüfling die erforderliche Rolle zum Abkühlen nutzte. Mit Erreichen von Schlüttsiel fing es in der Ferne zu Grummeln an und auf der Heimfahrt huschte ein doller Schauer über uns her. In Klausdorf angekommen bestellten wir Pizza und ließen die Fahrt nochmal entspannt ausklingen. Wir erinnerten uns an die kleinräumigen Wasserbedingungen auf der Nordsee. Aufgrund der verschiedenen Wassertiefen und Strömungen und Winde wechselten die Bedingungen an unseren Paddeltagen innerhalb eines Augenblicks von einer leicht bewegten Oberfläche zu Kabbelwellen, die unsere Aufmerksamkeit forderten. Die Profis konnten anhand der erkennbaren Oberflächenänderung auch erkennen, wo der Priel langging und wo das Watt unterliegt.
An manchen Stellen fühlten wir uns, als würden wir durch lauwarmes Bier mit einer zarten Schaumkrone paddeln. Weiße Schaumteppiche überzogen die Nordsee. Vermutlich entsteht der Schaum, wenn Algen bei brechenden Wellen zerschlagen werden und die Eiweiße freigesetzt werden.
Charlotte Driller